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„Unsere Branche ist wie der Wilde Westen“

Daniela Skala kämpft für mehr Solidarität in der Filmbranche. Sie ist Maskenbildnerin, Gewerkschafterin und Vorsitzende der Sektion Film, Foto und audiovisuelle Kommunikation.

„Ich sehe mich wie eine Zentralbetriebsrätin in einer Branche, die keine Betriebsrätinnen hat“, sagt Daniela Skala auf die Frage nach ihrem gewerkschaftlichen Engagement. Ihre Branche? Seit 37 Jahren ist es der Film.

Als Mitglied einer Familie von Friseur:innen und Perückenmacher:innen muss sie nach der Matura nicht lange grübeln: „Auch ich wollte etwas Kreatives machen.“ Nach der Friseurlehre ging es zur Maske, wo Skala seither zwischen Perücken und Pinseln teils als Angestellte, teils als Selbstständige tätig ist.

Viele Filmsets hat sie dadurch gesehen, auch international. Zu den bekanntesten Produktionen gehören „Muttertag“ (1994), „Grand Budapest Hotel“ (2014) und „Die Schachnovelle“ (2021). „Das ist manchmal wie im Zirkus, man schlägt seine Zelte auf, arbeitet und packt dann wieder zusammen und zieht weiter.“

Optimal für das freiheitsliebende Naturell der Wienerin, wie sie selbst sagt.

Solidarität statt Einzelkampf

Aber auch in „freien“ Arbeitsstrukturen brauche es Sicherheit. Die gibt es in der Filmbranche nach wie vor kaum: Ungeregelte Arbeitszeiten, wenig finanzielle Absicherung, unsolidarische Produktionsfirmen und Drehorte, die weit weg vom eigenen Lebensmittelpunkt sind. „Filmkolleg:innen können da schnell zur Ersatzfamilie werden“, sagt Skala. Aber wie in jeder Familie, gibt es auch hier Auseinandersetzungen.

Bei einer Unstimmigkeit am Set des „Medicopters“ merkt Skala, dass sie im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen allein dasteht und ihre Kolleg:innen nicht mitziehen. „Leider werden wir beim Film als Einzelkämpfer:innen erzogen.“
Das hat sie bewogen, zur Gewerkschaft zu gehen. Seit über 25 Jahren kämpft sie seither für Filmschaffende. Ein harter Kampf, denn „unsere Branche ist teilweise echt wie der Wilde Westen“. Deshalb setzt sich Skala auch für mehr gesellschaftliche Solidarität ein. „Es schockiert mich, dass das Unsagbare aktuell wieder salonfähig wird.“

Arbeiten an der Gesellschaft

Mit der Sektion Film will sie deshalb künftig noch stärker für eine offene und diverse Gesellschaft eintreten. „Wir Filmleute kennen viele Probleme, die auch andere Gesellschaftsgruppen haben“, sagt Skala. Seien es Menschen mit Migrationsgeschichte, junge Menschen ohne Zukunftsaussichten, oder Menschen, die in die Altersarmut rutschen. Vor allem in Zeiten, in denen rechtspopulistische Stimmen manch andere übertönen „dürfen wir nicht aufhören, für die gute Sache laut zu sein“. Aber das gehe nicht als Einzelkämpfer:innen: „Je mehr wir sind, desto stärker wird unsere Stimme.“

Text: Katrin Kastenmeier