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„Der Storch bringt nicht die Kinder, sondern die Frauen“

Damit die Zukunft der Hebammenbetreuung gesichert ist, braucht es passende Rahmenbedingungen.

Der Beruf der Hebamme ist einer der ältesten und wichtigsten weltweit. Die Berufsgruppe begleitet und beratet Frauen vor und während einer Schwangerschaft, sowie nach der Geburt. Derzeit gibt es 2.500 aktive Hebammen in Österreich, die zwischen 30 bis 50 Geburten pro Jahr betreuen.

Die frischgebackenen Mütter gehen zwar heutzutage früher aus dem Krankenhaus wieder heim, doch das bedeutet auch mehr Betreuung. Die Berufsgruppe der Geburtshelfer ist überlastet. Eine Studie zum künftigen Bedarf an Hebammen zeigt, dass 1.500 Hebammen fehlen. Um eine qualitätsvolle Leistung erbringen zu können, braucht es passende Rahmenbedingungen. „Nicht der Storch bringt die Kinder, sondern die Frauen“, betont Renate Anderl, AK-Präsidentin.

Hoher Arbeitsdruck unter den Hebammen

In Österreich wurden bereits erste Schritte in die richtige Richtung gesetzt. Mit Jänner 2023 ist ein neuer Hebammen-Gesamtvertrag in Kraft getreten. Dadurch werden Hebammenleistungen im niedergelassenen Bereich ausgebaut. Doch das reicht nicht aus, um die Versorgung der Frauen in Österreich zu verbessern. Rund die Hälfte der werdenden Mütter wird trotz des Ausbaus nach der Geburt weiterhin keine Nachbetreuung durch eine Vertragshebamme erhalten.

„Österreich wird in Zukunft mehr Hebammen brauchen, damit gut begleitete Geburten nicht zum Luxus werden“, erklärt Renate Anderl. Sie weiß, dass die derzeitigen personelle Unterbesetzung in Kreißsälen zu teils unzumutbaren Bedingungen für Gebärende und Hebammen führt. „Um die Gesundheit von Mutter und Kind zu gewährleisten, benötigen Hebammen mehr Zeit- und das bedeutet mehr Personal“, ergänzt Anderl. Gefordert wird zudem eine Verbesserung bei den Rahmenbedingungen und Entlastungsmaßnahmen.

Großer Hebammenmangel

Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein. Die Arbeiterkammer Wien hat deshalb gemeinsam mit dem Österreichischen Hebammengremium (ÖHG) eine Hebammen-Bedarfsprognose in Auftrag gegeben. „Nicht nur die Frauen, sondern auch die Hebammen müssen zufrieden sein“, ist sich Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin Österreichisches Hebammengremium (ÖHG) sicher. Andrea Wadsack, Vorsitzende des Fachausschuss Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufe der Arbeiterkammer, führt weiter aus: „Die Arbeit von Hebammen endet nicht mit der Geburt. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst auch die Pflege der Wöchnerinnen und Neugeborenen. In der Praxis bekommen sie die dafür nötige Zeit aber so gut wie nie.“

Meist übernimmt das Pflegepersonal die Pflege der Frauen und Säuglinge auf den Wochenbettstationen. Empfohlen wird in der Betreuung eine Geburtshelferin pro Frau, die Lage sieht aber anders aus. Derzeit ist eine Hebamme für fünf Frauen zuständig. Ein Lösungsansatz sind bessere Ausbildungsbedingungen. Wien ist ein Positivbeispiel was Auszubildende betrifft, doch bundesweit gibt es Nachholbedarf. Doch die Studie zeigt, dass es für eine gute Versorgung aller Mütter bis 2032 mehr als 1.412 Hebammen mehr braucht als heute.

Forderungen der Arbeiterkammer

  • Bessere Arbeitsbedingungen
  • Ausbildungsoffensive
  • Bessere Versorgung der Frauen