Der Preisjäger und die Zukunftssammler
Die Magistratsabteilung 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) gießt Wien in Zahlen und blickt in die Zukunft. Wir schauten mit.
Kräftige Statur, Pferdeschwanz, Turnschuhe – wer Thomas Tranum in einem Wiener Geschäft begegnet, denkt wohl nicht gleich an einen Gemeindebediensteten im Außeneinsatz. Sein Tablet und der prüfende Blick sind vielleicht etwas auffällig, aber das kann auch als extrem preisbewusst durchgehen.
So weit ist das auch gar nicht entfernt. Denn Thomas Tranum dokumentiert als Mitarbeiter im Dezernat Gesetzliche Erhebungen in der Magistratsabteilung 23 die Einkaufskosten in Wien. Sie fließen bei der Statistik Austria in die Berechnung der Inflation ein.
Was früher eine gigantische Zettelwirtschaft war, wird heute gleich im Geschäft elektronisch erfasst. Auch die Anzahl der Geschäfte hat sich verringert. Thomas Tranum: „Früher waren wir auch in den Supermärkten unterwegs, aber das hat sich geändert. Mittlerweile werden die Lebensmittelpreise direkt von Supermarktbetreibern bezogen. Das ist weniger aufwendig und viel schneller.“
Mit Strategie zu mehr Arbeitsplätzen
So ist es auch mit einigen anderen Zahlen, die in der MA 23 gesammelt werden. Zum Beispiel melden die Tourismusbetriebe ein, woher ihre Gäste kommen und wie lange sie in Wien nächtigen. „Das ist vor allem für WienTourismus notwendig, damit entsprechende Marketingmaßnahmen gesetzt werden können“, erklärt Abteilungsleiter Peter Wieser.
Überhaupt spielt die Zukunft in der MA 23 eine große Rolle. So wurde zum Beispiel die „Wirtschafts- und Innovationsstrategie WIEN 2030“ erarbeitet, mit der in den kommenden Jahren noch mehr Arbeitsplätze entstehen sollen. Peter Wieser: „85 Prozent der Wienerinnen und Wiener sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, aber Wien ist auch ein wichtiger Produktionsstandort. Nach Oberösterreich sind wir das Bundesland mit dem höchsten Exportvolumen. Dementsprechend geben wir auch Empfehlungen ab.“
Durch diverse Studien wurde auch abgeschätzt, welcher Personalbedarf durch die Klimawandel-Maßnahmen entsteht. Dabei kam heraus, dass nicht nur Fachpersonal benötigt wird. „Für rund die Hälfte der Tätigkeiten brauchen wir Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeiter“, erklärt Wieser.
Bei Quantentechnologie ganz vorn dabei
Alle fünf Jahre wird auch ein Bericht erstellt, wie Wien im europäischen Vergleich dasteht. Unter anderem werden die Patentanmeldungen analysiert. Da sticht vor allem die Forschung rund um die Quantentechnologie heraus.
Innovationsmanagement innerhalb der Stadt
In punkto künstlicher Intelligenz gibt Wieser vorsichtig Entwarnung: „Unsere Analyse hat gezeigt, dass es Umbrüche geben wird, aber insgesamt sogar mehr Jobs entstehen könnten.“
Um neue Ideen für die Stadt geht es auch beim Innovationsmanagement in der MA 23. So wird unter anderem zweimal im Jahr nach neuen Ideen innerhalb der Magistratsabteilungen gesucht. 41 Projekte haben sich daraus schon entwickelt.
Die MA 23 arbeitet auch sonst eng mit anderen Magistratsabteilungen zusammen, zum Beispiel beim Thema Bevölkerungsentwicklung. Sehr kleinteilig wird geschaut, wo es in Zukunft neue Schulen braucht oder die Infrastruktur ausgebaut werden muss. Peter Wieser: „Selbstverständlich sind wir hier auch in enger Abstimmung mit der Stadtentwicklung und weiteren Fachdienststellen.“
Hinter jeder zahl stehen auch Menschen
Dort wo neue Wohnungen entstehen,siedeln auch neue Geschäfte an. Wer genau aufpasst, entdeckt darin vielleicht Thomas Tranum beim Preiserheben mit seinem Tablet. Denn hinter jeder Zahl stehen auch Menschen.