Das Herz in der Arbeit gibt Kraft um zu helfen
Ohne ihre Kollegin Meltem hätte Bianca wohl nicht die Kraft, sich in ihrer Freizeit um Suchtkranke zu kümmern.
Wir sind eigentlich total unterschiedliche Persönlichkeiten, aber vielleicht ergänzen wir uns deshalb so gut“, lacht Bianca Blümel und sieht dabei ihre Lieblingskollegin Meltem Demiralp an.
Die beiden arbeiten in der Wiener Magistratsabteilung 62 und sind im Front Office für Ummeldungen, Auskunftssperren sowie Meldeauskünfte zuständig und haben dementsprechend sehr viel Kund:innenkontakt.
Während Meltem sehr strukturiert ihre To-Do-Liste abarbeitet, lässt sich Bianca gerne von neuen Herausforderungen überraschen.
Vor etwa dreieinhalb Jahren wurde Meltem von Bianca eingeschult. An ihren ersten gemeinsamen Dienst können sie sich nicht mehr ganz erinnern, aber es stellte sich schnell heraus: Zwischen den beiden stimmt die Chemie.
Gegenseitige Bereicherung
Bevor sich die beiden an die Arbeit machen, gibt es ein wichtiges Ritual. „Wir tauschen uns in der Früh immer aus und fragen, wie es der anderen geht“, verrät Meltem. Bianca ergänzt: „Das ist so spannend, weil eine Kollegin erst vor kurzem meinte, dass das nicht selbstverständlich ist, aber bei uns eben schon.“
In ihrer Abteilung arbeiten um die 20 Personen inklusive Lehrlinge. Im Front Office waren die zwei bis vor kurzem nur mit Frauen zusammen, doch mittlerweile gibt es drei männliche Kollegen. „Es ist so harmonisch bei uns, und die drei sind eine so tolle Bereicherung für uns alle“, meint Meltem.
Die Kraft, die Bianca dadurch in der Arbeit schöpft, hilft ihr auch bei ihrem sozialen Engagement in ihrer Freizeit. Sie hilft alle zwei Wochen in Wien Suchtkranken und Obdachlosen.
„Bianca ist eine so außergewöhnliche Person, die in ihrer Freizeit für diejenigen da ist, die oft übersehen werden. Diese selbstlose Hingabe an die Bedürfnisse anderer ist bemerkenswert und zeigt, dass sie nicht nur eine Kollegin, sondern eine wahre Freundin ist“, schwärmt Meltem von ihrer Lieblingskollegin.
Einen Neuanfang schenken
Vor circa einem Jahr machte sich Bianca zum ersten Mal mit einer Freundin auf den Weg in die Gumpendorfer Straße. Mit Kaffee und Tee im Gepäck gingen sie auf die Menschen aktiv zu und ließen sich auf Gespräche ein. „Kurze Zeit später schlossen sich mehrere Menschen uns an und wir sind mittlerweile eine kleine Gruppe“, sagt Bianca.
Dieses selbstlose Handeln hat auch persönliche Gründe. „Vor einigen Jahren habe ich mich selbst in einer scheinbar aussichtslosen Situation befunden. Viele von uns Freiwilligen wissen, wie es sich anfühlt am Boden zu sein und wie es ist wieder aufzustehen“, meint die 30-Jährige.
Für Bianca sind Erfolge nicht unbedingt große Veränderungen, sondern die kleinen Schritte der Nächstenliebe, wie sie sie beschreibt. Menschen, die keinen Sinn im Leben mehr sehen und trotzdem neue Hoffnung schöpfen, definiert sie als mutig.
Wegschauen ist keine Option
„Man sieht viel Leid und Schmerz auf der Straße und nicht jede Geschichte hat ein Happy End. Viele haben sich selbst aufgegeben, weil sie nichts anderes mehr kennen als Ablehnung, Sucht und Überleben“, erklärt sie und holt weiter aus: „Besonders schwer ist es für mich, junge Mädels und Burschen zu sehen, die den Drogen hinterherlaufen und dafür ihren eigenen Körper verkaufen.“
Viele haben alles verloren, Familie und Freunde, sowie sich selbst. In solchen Momenten zweifelt Bianca daran, ob sie überhaupt einen Unterschied macht, indem sie für andere da ist.
„Doch dann gibt es sie wieder, diese Momente, die einfach alles überwiegen. Wo du ein Lächeln zurückbekommst, in dem jemand seit langem wieder Hoffnung spürt und dir den Dank ausspricht, dass du sie gesehen hast", sagt Bianca.
Dieses große Herz und die Menschlichkeit schätzt auch Meltem so sehr an Bianca: „Ihre Empathie und ihr Engagement machen sie zu einer inspirierenden Persönlichkeit, die die Welt um sich herum positiv beeinflusst. Eine bessere Kollegin gibt es nicht.“